Völlig unverständlich ist die Kehrtwende der CDU und insbesondere von Bündnis 90/Die Grünen in Bezug auf den Verkauf des „Wisseler Sees“. So waren sich alle Fraktionen im Dezember 2016 einig, die Freizeitpark Wisseler See GmbH (FWS) zu veräußern mit dem Ziel, die städtischen Finanzen zu entlasten. Zugleich soll durch den Verkauf an einen privaten Investor auch sichergestellt werden, dass die Anlage nachhaltig weiterentwickelt und deren Attraktivität gesteigert wird. Hierzu bedarf es umfangreicher Investitionen, die weder die FWS noch die Stadt Kalkar finanzieren können. Wenn die beiden politischen Wettbewerber nun argumentieren, der See erwirtschafte jedes Jahr Gewinne in sechsstelliger Höhe, so ist das auf den ersten Blick korrekt. Eine Analyse der öffentlich zugänglichen Jahresabschlüsse der FWS zeigt aber, dass in den Jahren 2013 bis 2018 im Durchschnitt lediglich 148.000 € pro Jahr erwirtschaftet wurden. Diese Überschüsse reichen nur, um die notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen an der vorhandenen Infrastruktur vorzunehmen und die Anlage funktionstüchtig zu halten. Weitergehende Investitionen, die zum Ziel haben, die Attraktivität des Platzes zu steigern, wie etwa eine moderne Gastronomie, sind ohne Aufnahme neuer Kredite nicht möglich. Zudem müssen auch die Schulden in Höhe von rund 2,5 Mio. € (Stand Dez. 2018) bedient werden. Für die in der Vergangenheit aufgenommen Verbindlichkeiten der FWS bürgt bekanntlich die Stadt Kalkar als 100%ige Anteilseignerin. Die schwarzen Zahlen aus den Erlösen des Campingplatzes und der Eintrittsgelder für das Freibad verklären anscheinend bei dem ein und anderen den ökonomischen Blick. Rund 75% der Umsätze werden durch die Erlöse aus Dauer- und Feriencamping erwirtschaftet. Der Anteil der Einnahmen aus den Eintrittsgeldern für das Freibad beträgt dagegen lediglich zwischen 3% und 5% des Gesamtumsatzes, abhängig davon ob es ein guter Sommer war oder nicht.
Eine weitere Falschinformation, die gerne in die Öffentlichkeit gestreut wird, ist die Behauptung, dass die Überschüsse der FWS in die Stadtkasse fließen. Das ist nicht der Fall und daher schlichtweg falsch. Grundsätzlich stellt sich uns auch die Frage, ob es originäre Aufgabe einer Kommune ist, einen Freizeit- und Campingplatz mit Gastronomie zu betreiben. Wir sind der Meinung, dass das nicht der Fall ist, zumal die Entscheidungen in den Aufsichtsgremien (Gesellschafterversammlung und Beirat) durch politische Vertreter getroffen werden und nicht durch Tourismusexperten bzw. Fachleute. Schlussendlich sei erwähnt, dass der Gedanke einer möglichen Veräußerung der FWS nicht neu ist. Diese Überlegungen hat es auch schon in vergangenen Legislaturperioden gegeben. Unverständlich bleibt jedoch, warum CDU und Bündnis 90/Die Grünen jetzt ihre Meinung zum möglichen Verkauf geändert haben. Und dass, obwohl eine interfraktionelle Arbeitsgruppe die für eine Veräußerung maßgeblichen Kriterien im Vorfeld erarbeitet hat. Uns hat jedenfalls das vorgelegte Konzept des Investors überzeugt.